„Affinity Photo“, „Luminar 3″… Vor ein paar Jahren waren diese beiden Namen noch völlig unbekannt in der Welt der Fotografie und der Bildbearbeitung. Der Markt wurde vor allem von Adobe mit seinen Programmen „Photoshop“ und „Lightroom“ beherrscht.
Dieses Bild hat sich mittlerweile etwas verändert, nicht zuletzt deshalb, weil Adobe seine Programme mittlerweile nur noch über Abo-Modelle anbietet. Im Gegensatz dazu muss man bei Affinity Photo und Luminar 3 (Werbelink*) kein Abo mit monatlichen Zahlungen abschließen, sondern zahlt einmalig für das Programm und bekommt dann die weiteren Updates kostenlos.
Beide Programme kosten ungefähr gleich viel, nämlich zur Zeit um die 50 €, in ihren Funktionen und in ihrem Aufbau sind die beiden Programme jedoch sehr unterschiedlich. Also für welches der beiden Programme sollte man sich entscheiden?
Auf Youtube habe ich dazu ein Video erstellt. Hier kannst du die Informationen aus diesem Video aber auch nochmal in Ruhe nachlesen. Außerdem ist das Ganze hier auch nochmals etwas ausführlicher mit zusätzlichen Informationen.
Foto-Bibliothek
Einen der offensichtlichsten Unterschiede zwischen den beiden Programmen findet man schon, bevor man mit der Fotobearbeitung überhaupt erst richtig losgelegt hat.
Luminar 3 bietet nämlich neben der Fotobearbeitung einen eigenen Reiter namens „Bibliothek“. Hier kann man einfach beliebige System-Ordner seines Computers hinzufügen, dessen Bilder dann direkt in Luminar angezeigt werden. Klingt natürlich schon mal praktisch, aber auf seine Fotos kann man natürlich theoretisch auch einfach über seine Ordner im System zugreifen. Also was bringt diese in Luminar 3 integrierte Bibliothek jetzt konkret?
Nun, zum einen hat man einen einfachen und schnellen Zugriff auf seine Fotos um darüber dann schnell direkt in die Fotobearbeitung zu kommen. Vor allem kannst du hier aber auch deine Fotos z.B. mit Farben markieren oder mit Sternen bewerten. Anhand dieser Markierungen und Bewertungen, kannst du deine Bibliothek dann später ganz einfach sortieren und filtern.
So weit so gut, das Beste daran ist aber: Änderungen innerhalb dieser Ordner werden von Luminar selbst erkannt. Du musst also keine Angst haben, dass ein Bild in Luminar verschwindet, wenn du den Speicherort dieses Bildes änderst.
Wenn du also so wie ich all deine Fotos in Unterordnern eines bestimmten Über-Ordners gespeichert hast, musst du diesen einfach nur einmal dem Programm hinzufügen und das wars! Alle späteren Änderungen innerhalb dieses Ordners oder neu hinzugefügte Unterordner mit neuen Bildern werden automatisch von Luminar erkannt und in der Bibliothek umgesetzt. Einfacher geht es nicht!
Und wie sieht das Ganze bei Affinity Photo aus? Nun ja, hier gibt es keine Foto-Bibliothek. Um ein Bild für die Bearbeitung zu Öffnen musst du bei Affinity Photo also den etwas umständlicheren Weg über die Ordner-Struktur deines Betriebs-Systems gehen. Auch die ganzen anderen damit zusammenhängenden Funktionen wie Bewertungen, Sortierungen, usw. gibt es damit bei Affinity Photo natürlich nicht.
Das Fehlen einer im Programm integrierten Fotobibliothek hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Art und Weise, wie du auf deine Fotos zugreifst, sondern auch auf die Bearbeitung selbst.
Stapelverarbeitung
Über die in Luminar 3 integrierte Bibliothek kannst du nämlich auch ganz einfach mehrere Bilder bearbeiten.
Du kannst also z.B. einfach die auf ein bestimmtes Foto angewendeten Änderungen kopieren und dann auf andere Fotos übertragen. Das funktioniert tatsächlich auch genau so einfach, als wenn du Textzeilen in einem Word-Dokument kopierst: also einfach Bild auswählen, das entsprechende Tastaturkürzel zum kopieren drücken, Zielbilder auswählen und Tastaturkürzel zum Einfügen drücken. Fertig!
Auch in Affinity Photo lassen sich Bearbeitungsschritte über die sogenannten Makros aufzeichnen und darüber dann auf anderen Bilder übertragen. Das ist aber doch um einiges umständlicher als das simple Kopieren bei Luminar 3.
Struktur & Übersichtlichkeit
In Luminar werden so gut wie alle Bildeffekte über Filter erzeugt. Alle zur Verfügung stehenden Filter werden übersichtlich nach verschiedenen Kategorien sortiert in einer Liste angezeigt. Fährt man mit dem Cursor über die einzelnen Filter, wird außerdem eine kurze Erläuterung mit Beispielbild eingeblendet, die einem zeigt was der Filter macht. Dadurch finden sich auch Anfänger schnell mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der Bildbearbeitung zurecht.
Kennt man sich schon etwas besser mit der Fotobearbeitung aus, kann man außerdem auch ganz einfach individuelle Arbeitsumgebungen erstellen. Dadurch kann dann man dann mit nur einem Klick schnell mehrere vorher selbst festgelegte Filter im Bearbeitungsfeld auf der rechten Seite öffnen. Für fortgeschrittene Benutzer ist das eine große Hilfe, da man seine Fotos dadurch sehr viel schneller bearbeiten kann.
In Affinity Photo benötigt sowohl die Einarbeitung als auch die Bildbearbeitung im Vergleich zu Luminar 3 etwas mehr Zeit. Das Programm orientiert sich eher am klassischen Allrounder Photoshop, das ja schon seit Jahren als das Non-Plus-Ultra in der Bildbearbeitung gilt.
Die zahlreichen Bearbeitungsmöglichkeiten von Affinity Photo verstecken sich hinter grafischen Symbolen und kurzen Schlagworten in den Bearbeitungsleisten, die sich rund um den Arbeitsbereich verteilen. Alternativ können die meisten Funktionen auch über verschachtelte Menüeinträge in der obigen Auswahlleiste abgerufen werden.
Egal ob man seine Bilder nun über die Symbole oder über das Menü bearbeitet: In beiden Fällen muss man natürlich wissen, wo man was findet und welche Funktion überhaupt was auslöst.
Aber keine Angst, auch das ist kein Hexenwerk. Auf diesem Blog findest du bereits einige Tutorials zu Affinity Photo.
Die Komplexität von Affinity Photo kann man den Entwicklern jetzt auch nicht wirklich negativ ankreiden. Denn die höhere Komplexität bedeutet eben auch, dass Affinity Photo im Vergleich zu Luminar 3 deutlich mehr Funktionen in der Bildbearbeitung bietet.
Funktionen
Was die normale „Standard-RAW-Entwicklung“ angeht, sind beide Programme eigentlich gleich auf und erledigen diese Aufgaben ohne Probleme: Objektivkorrekturen, Helligkeit, Kontrast, Sättigung, Gradationskurven, etc. Das alles ist mit beiden Programmen ohne Probleme möglich.
Aber wie sieht das mit weiteren -tiefergehenden- Bearbeitungen aus?
Wie eben beschrieben, liegt der Schwerpunkt bei Luminar vor allem bei den Filtern. Über die Filter „Farbbalance“ oder „Kanalmixer“ kann man man z.B. die Farbzusammensetzung in seinen Fotos noch detaillierter bearbeiten, indem man die Farbmischung in den Schatten,Lichtern und Zwischentönen noch einmal genauer anpassen kann. Auch der Kontrast lässt sich über Filter wie dem „erweiterteten Kontrast“ oder „Mikrostruktur“ noch feiner abgestimmt auf bestimmte Bereiche einstellen.
Wer sich mit diesen sehr präzisen aber Anfangs vielleicht auch etwas komplexen Filtern noch nicht so auskennt, kann aber auch einfach Filter wie „Grünverbesserung“ oder „Goldene Stunde“ benutzen, womit man auch als Anfänger ziemlich einfach -ohne selbst große Einstellungen vornehmen zu müssen- ansehnliche Bildlooks erzeugen kann.
Wer gar nicht weiß wo er anfangen soll, kann aber auch einfach KI-Filter nutzen. Hier analysiert Luminar 3 das Bild über schlaue Algorithmen selbst, sodass man z.B. mit dem Sky Enhancer mit nur einem Schieberegler den Himmel im Foto verbessern kann. Und das ohne Maske oder Verlaufsfilter!
Du siehst schon, mit Luminar 3 kann man auch über die normale RAW-Entwicklung hinaus wirklich schnell und einfach einiges aus seinen Fotos heraus holen. Und das auch, wenn man sich mit der Fotobearbeitung noch nicht so auskennt.
Auch in Affinity Photo hat man sehr viele Möglichkeiten, die Farb- und Tonwerte in seinen Fotos detailliert zu bearbeiten. Der Weg zu guten Ergebnissen ist jedoch etwas komplizierter und fordert vom Nutzer etwas mehr Wissen und Können.
Zum einen gibt es bei Affinity Photo nicht so -ich nenne sie mal- „intelligente Filter“ Filter wie z.B. „Goldene Stunde“ oder „Grünverbesserung“. In Affinity Photo muss ich mir selbst die Frage stellen: Wie müsste ich mein Bild verändern, sodass es eher „nach Sonnenuntergang aussieht“? Da es so etwas wie einen „Sonnenuntergangs-Filter“ hier nicht gibt, muss ich selbst klassische Anpassungen vornehmen: Also indem ich z.B. die Farbtemperatur mehr in den wärmeren Bereich verschiebe.
Bei Luminar benötige ich dieses Wissen nicht und mir wird vor allem als Anfänger somit einiges an Arbeit abgenommen. Das bedeutet aber auch, dass man in seinen Möglichkeiten irgendwie eingeschränkt ist, wenn man dem Programm überlässt, welche Stellschrauben es im Hintergrund letztlich anpackt.
Affinity Photo setzt daher eher auf „konventionellere“ Einstellungsmöglichkeiten, bei denen man selbst wissen muss, wie man in der Kombination konventioneller Filter und Anpassungen das gewünschte Ergebnis bekommt. Das ermöglicht einerseits mehr kreative Möglichkeiten, erfordert aber andererseits auch mehr Können. Hier merkt man bereits deutlich, dass sich Affinity Photo eher an den professionell orientierten Anwender richtet.
Die höhere Komplexität aber auch der höhere Funktionsumfang, spiegeln sich auch bei dem nächsten Aspekt wider: der Arbeit mit Ebenen.
Ebenen & Maskierungen
Prinzipiell unterstützen beide Programm die Arbeit mit Ebenen. Beide Programme verfolgen aber auch hier in ihrem Aufbau sehr unterschiedlich Ansätze.
In Affinity Photo funktioniert das Ganze über ein klassisches Ebenen-Panel, wie man es z.B. auch aus Photoshop kennt. Hier lassen sich beliebig viele Ebenen übereinander stapeln. Das können z.B. unterschiedliche Bildelemente sein, aber auch Anpassungsebenen, die die darunter liegenden Farb- oder Tonwerte beeinflussen.
Zum Maskieren oder Ausscheiden von Bereichen in den einzelnen Ebenen stehen einem allerlei Werkzeuge zur Verfügung, sodass man je nach Bedarf schnell mal eine gröbere Auswahl machen kann oder aber auch ganz detailliert arbeiten kann.
Mit dem Pinsel kann man z.B. schnell einfach den Bereich „anmalen“, der maskiert werden sollen. Eine gute Methode, wenn man einfach grob den Bereich auswählen möchte, der mithilfe einer Anpassungsebene angepasst werden soll.
Möchte man hingegen ein Bild-Objekt auf einen neuen Hintergrund setzen, muss die Auswahl natürlich schon präziser sein. Auch hierfür stehen einem verschiedene Werkzeuge und viele Einstellungsmöglichkeiten für die Werkzeuge zur Verfügung, sodass sich selbst dünnste Haarstränen leicht ausschneiden lassen. Mit Affinity Photo lassen sich somit selbst komplexe Fotomontagen erstellen.
In Luminar 3 sieht das Ganze etwas anders aus. Theoretisch kann kann in Luminar tatsächlich auch mit mehreren Bildebenen arbeiten und so ebenfalls Bildelemente unterschiedlicher Fotos miteinander verbinden. Zum Maskieren stehen einem hier allerdings nicht ganz so viele Möglichkeiten zur Verfügung: Pinsel, Radial-, Luminanz- und Verlaufsmasken gibt es hier.
Zur Maskierungen der unterschiedlichen Filter sind diese Maskierungen sicherlich voll ausreichend, sodass man einfach und schnell den Bereich maskieren kann, auf den z.B. die Farb- oder Kontrastanpassung angewendet werden soll. Genauere Auswahlen sind hier ja meistens nicht zwingend notwendig. Komplexe Bildmontagen lassen sich mit Luminar 3 aber nicht erstellen. Wer so etwas machen möchte, sollte auf jeden Fall eher zu Affinity Photo greifen.
Werkzeuge
Die Komplexitäts-Unterschiede zeigen sich auch bei den weiteren Werkzeugen.
Luminar bietet einige Standard-Werkzeuge wie z.B. zum Zuschneiden des Bildes, aber auch ein Stempel zum Entfernen von einfachen Bildfehlern ist mit dabei. Allerdings muss ich sagen, dass mir die Umsetzung dieser Werkzeuge in Luminar 3 leider nicht ganz so gut gefällt und das Stempeln z.B. leider nicht immer zu 100% optimalen Ergebnissen führt.
Hier macht Affinity auf jeden Fall einen besseren Job. Es bietet einem nicht nur deutlich mehr Werkzeuge, sondern sie funktionieren qualitativ auch einfach besser. Selbst so einfache Aufgaben wie das Stempeln von Sensorflecken mache ich daher fast immer mit Affinity Photo, weil hier einfach deutlich bessere Ergebnisse erzielt werden.
Werkzeuge zum Erstellen von Grafiken und Schriften gibt es übrigens ausschließlich in Affinity Photo. Wer also auch Collagen, Grafiken oder Flyer entwerfen möchte, braucht sich Luminar (zumindest für diesen Zweck) gar nicht weiter angucken.
Fazit
Luminar 3 (Werbelink*) richtet sich eher an den Hobbyfotografen mit weniger fortgeschrittenen Funktionen und dafür aber einer benutzerfreundlicheren Programm-Oberfläche.
Affinity Photo richtet sich hingegen im Vergleich zu Luminar eher an den ambitionierteren oder sogar Profi-Fotografen, der noch mehr aus seinen Bildern heraus holen möchte. Der größere Funktionsumfang geht zwangsläufig auch mit einer höheren Komplexität des Programms einher.
Eine eierlegende Wollmilchsau ist keines der beiden Programme. Für mich ist gerade die Kombination beider Programme eine gute Lösung, weil sich die Programme gut ergänzen.
Luminar ist für mich ein guter Ausgangspunkt für die Bildbearbeitung, weil ich meine Bilder mit der Bibliothek schnell bewerten und sortieren kann. Über die einfach anzuwendenden Filter -die sich meistens schon startbereit in meinem Arbeitsbereich befinden-, kann ich außerdem schnell mal ein Bild für Instagram oder andere soziale Netzwerke bearbeiten.
Möchte ich professionellere Ergebnisse bekommen, die ich z.B. auch hochwertig ausdrucken kann, wechsele ich zur weiteren Bearbeitung nach Affinity Photo. Hier habe ich einfach noch einmal deutlich „mehr Kontrolle über das was ich mache“. Ich kann z.B. noch einmal die Tonwerte mithilfe von ICC-Profilen kontrollieren oder auch sehr präzise Bildrauschen in bestimmten Bereichen entfernen, ohne dass ich dabei Details in feinen Bereichen verliere.
Vor allem wer ernsthaft mit Maskierungen und Ebenen arbeiten möchte, sollte meiner Meinung nach aber auf jeden Fall zu Affinity Photo greifen. Das ist bei Luminar 3 meiner Meinung nach nämlich wirklich eher nervenraubend.
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