Affinity Photo ist perfekt zum Bearbeiten von Portraits geeignet. Insbesondere das Entfernen und Retuschieren von Hautunreinheiten stellt die Königsdisziplin in der professionellen Bildbearbeitung dar. Dafür kommen unterschiedliche Werkzeuge sowie eine sogenannte “Frequenztrennung” in Affinity Photo zum Einsatz.
In folgendem kostenlosen Tutorial erhältst du eine ausführliche Schritt-für-Schritt Anleitung:
Frequenztrennung mit Affinity Photo
Bei der Frequenztrennung wird eine ausgewählte Ebene in eine „niedrige“ und eine „hohe“ Frequenz getrennt. Dabei werden die Informationen für die Bildschärfe quasi vom Rest des Bildes „abgetrennt“.
Die niedrige Frequenz enthält dann üblicherweise die Informationen für Farben und Tonwerte, die hohe Frequenz enthält die Textur, die dem Bild seine Schärfe gibt. Durch diese Trennung, kann man beide Frequenzen (Ebenen) dann separat bearbeiten.
Beim Bearbeiten von einem Portrait kannst du somit auf der niedrigen Frequenz explizit die Hauttöne bearbeiten, ohne dass die Textur der Haut dabei beschädigt wird (da sich diese ja isoliert auf der hohen Frequenz befindet). Andersherum lassen sich auf der hohen Frequenz z.B. Pickel oder Falten retuschieren, ohne dass dabei die ursprünglichen Hauttöne verändert werden (da diese sich auf der niedrigen Frequenz befinden).
Um eine Frequenztrennung auf dein Portrait anzuwenden, wähle oben in der Menüleiste von Affinity Photo Filter > Frequenzen trennen aus. Anschließend erhältst du zwei neue Ebenen – eine mit der niedrigen, eine andere mit der hohen Frequenz.
Retuschierwerkzeuge zum Bearbeiten von Portraits
Die Retuschier-Werkzeuge verfolgen zwar alle unterschiedliche Zwecke, funktionieren vom Prinzip aber größtenteils identisch. Wie mit einem Pinsel, lässt sich nämlich mit fast allen Retuschierwerkzeugen einfach intuitiv auf einen bestimmten Bereich einer Ebene „malen“, um diesen Bereich auf verschiedene Weisen zu beeinflussen. Daher stehen einem in der Kontextleiste meist folgende Einstellungsmöglichkeiten zur Verfügung:
Einstellung | Auswirkung |
---|---|
Breite | Dieser Schieberegler steuert die Größe des Pinsels. |
Deckkraft | Dieser Schieberegler steuert die Deckkraft des Pinsels, also wie viel Deckkraft mit einem einzelnen Pinselstrich prozentual „aufgetragen“ wird. Als einzelner Pinselstrich gilt hierbei der Bereich den ich anmale, bis ich mit dem Pinsel „absetze“ (also indem ich die Maustaste z.B. loslasse). |
Fluss | Dieser Schieberegler steuert, wie „schnell“ der unter „Deckkraft“ eingestellt Wert aufgetragen wird. Bei einem Flusswert von 100 %, wird die eingestellte Deckkraft sofort, mit nur einem einzelnen Pinselstrich, aufgetragen. Bei einem kleineren Wert, wird die Deckkraft hingegen nur langsam „abgegeben“ – ähnlich wie bei einem richtigen Pinsel mit dem man auf Papier malt. |
Härte | Dieser Schieberegler bestimmt die Härte des Pinsels. Ein niedriger Wert macht einen weichen Pinsel mit einem weichen Verlauf. Ein harter Pinsel (mit hohem Wert) wirkt hingegen eher wie ein Filzstift. |
Klonen-Werkzeug
Mit dem Klonen-Werkzeug aus Affinity Photo können ausgewählte Bildbereiche an eine andere Stelle deines Dokuments kopiert werden. Somit kannst du z.B. kleine Bildfehler „überdecken“ oder sogar ganze Objekte an eine andere Stelle deines Bildes klonen. Perfekt also für unsere Portrait-Retusche, um kleine Fehler in Affinity Photo überdecken zu könne.
Zur Auswahl der Quelle, die geklont werden soll, muss man die Options- (Mac)/ Alt-Taste (Win) gedrückt halten. Dann kann man die Quelle einfach mit dem eingeblendeten Fadenkreuz per Klick auswählen. Diese ausgewählte Quelle kann dann einfach auf einen beliebigen Bereich in deinem Affinity Photo Dokument übertragen werden.
Damit dieses Werkzeug richtig funktioniert, ist es hierbei besonders wichtig, in der Kontextleiste die richtige Ebeneneinstellung vorzunehmen. Du solltest also auswählen, ob du die
- aktuelle Ebene,
- die aktuelle Ebene & die darunter liegenden Ebenen
- oder nur die darunter liegenden Ebenen
als Quellbereich für dieses Werkzeug nutzen möchtest.
Mein Tipp: Wenn du zerstörungsfrei mit Affinity Photo auf einer neuen Ebene arbeiten möchtest, empfiehlt sich hier z.B. eine Einstellung, die die darunter liegenden Ebenen analysiert. Somit kannst du einfach eine neue (leere) Pixelebene erstellen und mit dem Klonen-Werkzeug Inhalte von darunter liegenden Ebenen auf diese neue Ebene kopieren. Wenn dir dein „Werk“ dann später doch nicht mehr gefällt, kannst du die Pixelebene über das Ebenen-Panel einfach wieder löschen.
Reparieren-Werkzeug
Das Reparieren-Werkzeug funktioniert in Affinity Photo ähnlich wie das Klonen-Werkzeug (s.o.). Es werden also Bildbereiche einer bestimmten Stelle im Bild, an eine andere Stelle des Bildes kopiert. Das Reparieren-Werkzeug ist dabei aber auf das Entfernen von Fehlern spezialisiert.
Zur Auswahl der Quelle zum Reparieren, muss man die Options- (Mac) / Alt-Taste (Win) gedrückt halten. Dann kann man die Quelle einfach mit dem eingeblendeten Fadenkreuz per Klick auswählen. Diese ausgewählte Quelle kann dann mit dem Cursor einfach auf einen beliebigen Bereich in deinem Affinity Photo Dokument übertragen werden.
Im Gegensatz zum Klonen-Werkzeug, wird der kopierte Bereich dabei nicht einfach nur „stumpf“ eins zu eins an die neue Stelle kopiert. Beim Reparieren-Werkzeug wird der Zielbereich mit dem Quellbereich „gemischt“. Auf diese Weise werden Textur, Tonwerte und die Transparenzen der kopierten Pixel, an den Zielbereich angepasst. Dadurch kann man leichter natürliche Ergebnisse erzielen, weil man sich weniger Gedanken darüber machen muss, ob die kopierten Pixel sich überhaupt richtig in den Zielbereich einfügen. Beim Bearbeiten des Portraits bleibt die Haut also auf natürliche Weise bestehen.
Mein Tipp: Um zerstörungsfrei zu arbeiten, empfiehlt es sich auch hier, eine neue (leere) Pixelebene zu erstellen, auf die die neu erstellten Pixel übertragen werden. Im Kontextmenü muss dafür bei Verwendung des Reparieren-Werkzeugs unter Quelle eine Einstellung getroffen werden, die die darunter liegenden Ebenen analysiert.
Flecken entfernen
Auch das Werkzeug „Flecken entfernen“ funktioniert ähnlich wie das Reparieren-Werkzeug. Zum Entfernen von Flecken, werden daher auch hier Bildbereiche auf diese Flecken kopiert, um diese Flecken somit zu überdecken. Außerdem werden die Quell- und Zielpixel wie bei dem Reparieren-Werkzeug miteinander vermischt, um die Tonwerte, Textur und Transparenzen an den Quellbereich anzupassen.
Der Zielbereich – also z.B. ein zu überdeckender Fleck – lässt sich hierbei allerdings mit einer Freihandlinie markieren.
Die genaue Vorgehensweise sieht dabei normalerweise folgendermaßen aus:
- Wähle im Ebenen-Panel eine Ebene aus, auf die die neuen Pixel kopiert werden sollen oder erstelle am Besten direkt eine neue leere Pixelebene, damit du zerstörungsfrei arbeiten kannst.
- Ziehe mit dem „Flecken entfernen“-Werkzeug mit gedrückter Maustaste eine Freihandlinie um den Bereich, der überdeckt werden soll.
- Klicke auf eine beliebige Stelle im Bild, um die Quelle auszuwählen.
- Im Kontextmenü kannst du nun noch weitere Einstellungen vornehmen, wie sich der Quellbereich in den Zielbereich einfügen soll. Dabei kannst du die Rotation sowie die Skalierung des kopierten Bereichs einstellen. Du kannst diese beiden Einstellungen auch einfach durch einen der blauen Marker, direkt auf der Leinwand vornehmen. Über die beiden Buttons Nur Textur und Transparenz in der Kontextleiste, kannst du außerdem festlegen, dass nur die Textur kopiert wird oder dass der kopierte Bereich eine gewisse Transparenz erhält, um somit besser mit dem Zielbereich zu „verschmelzen“.
- Um die Einstellungen zu bestätigen und abzuschließen, klicke auf einen beliebigen Bildpunkt.
Mit dieser Technik kannst du auch größere Bereiche im Portrait mit Affinity Photo bearbeiten.
Schönheitsfehler entfernen
Dieses Werkzeugs verfolgt einen sehr ähnlichen Zweck, wie die anderen obig genannten Werkzeuge, lässt sich dabei aber sehr einfach anwenden. Statt dass du selbst einen Quellbereich auswählen musst, füllt Affinity Photo deinen Zielbereich automatisch mit passenden Pixeln. Daher funktioniert dieses Werkzeug auch nur bei kleinen Fehlern im Bild, wie z.B. Pickeln oder Sensorflecken.
Um einen Schönheitsfehler zu entfernen, klicke einfach auf das Objekt, das entfernt werden soll. Beachte dabei, dass du lediglich einzelne Klicks (ohne „Ziehen“ des Pinsel) machen kannst. Die Größe deines zu entfernenden Objekts, muss also vor dem Retuschieren über den Schieberegler Größe in der Kontextleiste eingestellt werden.
Wenn man doch mal etwas genauer arbeiten muss oder Affinity Photo automatisch keinen passenden Quellbereich auswählt, kann man auch einfach den Zielbereich anklicken (Maustaste gedrückt halten!) und dann mit gedrückter Maustaste den Quellbereich durch Ziehen auswählen.
Da dieses Werkzeug nur auf einer bestehenden Pixelebene funktioniert, empfiehlt es sich hierfür ggf. eine Kopie der zu korrigierenden Ebene anzulegen, wenn man zerstörungsfrei arbeiten möchte.
Restaurieren
Das Restaurieren-Werkzeug ist eines der mächtigsten Retuschier-Werkzeuge. Wie mit dem „Schönheitsfehler entfernen“-Werkzeug, muss auch hier kein Quellbereich ausgewählt werden. Im Gegensatz dazu, funktioniert das Restaurieren-Werkzeug aber auch auf größeren Zielbereichen.
Man kann mit dem Restaurieren-Pinsel also einfach ein Objekt das entfernt werden soll übermalen und Affinity Photo versucht dieses Objekt dann selbständig herauszurechnen. Das funktioniert selbst bei komplexeren Objekten oft tatsächlich erstaunlich gut, hat aber natürlich auch seine Grenzen.
Um zerstörungsfrei zu arbeiten, empfiehlt sich auch hier eine neue Pixelebene zu erstellen, auf die die neu erstellten Pixel erstellt werden. Unter Quelle im Kontextmenü muss dann eine Einstellung getroffen werden, die die darunter liegenden Ebenen analysiert.